Akupunktur bei Kopfschmerzen und Migräne
Migräne ist ein Anfallsleiden mit Schmerzsyndrom. Meist tritt sie periodisch rezidivierend und überwiegend einseitig auf, Übelkeit und Erbrechen, häufig auch neurologische Symptome können einhergehen.
Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr liegt bei ca. 250 pro 100 000 Einwohner, insgesamt sind 2000 von 100 000 Einwohnern betroffen. In 10% der Fälle kommt es bereits im Kindesalter zum ersten Anfall. 2-3% der Schulkinder leiden unter Migräne. In der Mehrzahl der Fälle manifestiert sich die Erkrankung im frühen Erwachsenenalter. Frauen sind häufiger betroffen als Männer (4:1).
In der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) werden mehr als 20 Arten von Migräne und Kopfschmerz,die jeweils mit sehr unterschiedlichen Punktekombinationen behandelt werden, differenziert. Die Schulmedizin hingegen kennt eine solche Differenzierung nicht.
Wichtig für beide Medizinsysteme ist das Führen eines Anfallskalenders: Er sollte über mehrere Monate geführt werden, Angaben über Häufigkeit und Dauer der Anfälle, Uhrzeit, Lokalisation, Art des Schmerzes, Besserung, Verschlechterung (Tag/Nacht), Begleiterscheinungen (Übelkeit, Erbrechen, Empfindlichkeit gegenüber Licht oder Geräuschen etc. ) Zusammenhang mit Ernährung und Streß beinhalten.
In der TCM wird nun genau unterschieden, wo sich der Kopfschmerz manifestiert, steigt er vom Nacken auf oder ist eher die Stirnregion betroffen, liegt der Schmerz seitlich am Kopf, an der Schläfe, hinter dem Auge, oder am Scheitel. Als nächstes wird die Qualität des Schmerzes erfragt; Dies ist wichtig, um ein entsprechendes Behandlungskonzept zu entwerfen. Handelt es sich um einen pochenden, pulsierenden Schmerz, oder herrscht das Gefühl vor, der Schädel wird nach außen gezogen, ist ein sehr kleines Areal betroffen (wie ein eingeschlagener Nagel) oder überwiegt ein Leeregefühl im Kopf, manche fühlen sich eher benommen, als wäre Watte im Kopf.
Auch die Begleitsymptomatik ist von eminent großer Bedeutung für die Erstellung des Behandlungskonzeptes: Bestehen Ohrensausen, Schwindel, Fülle- oder Leeregefühl im Kopf, Augenflimmern, Benommenheit, Nackensteife, Kribbeln im Körper, unscharfes Sehen, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Gedächtnisschwäche, Blässe und Angst.
Als nächstes muss erfragt werden womit eine Besserung oder Verschlechterung der Symptomatik erzielt wird; dazu gehören: Tageszeit, Aktivität oder Ruhe, Wetter, Emotionen , Essen, Stress, Druck und Menstruation. Sind all diese Fragen behandelt kann der Therapeut ein individuelles Behandlungskonzept erstellen. Zu einer guten Akupunktur gehören immer Nah- und Fernpunkte, d.h. Punkte in der Region der Kopfschmerzen und Fernpunkte an Armen und/oder Beinen.
Einen akuten Anfall mit Akupunktur zu unterbrechen kann sehr schwierig sein. Auch sollten dann Nahpunkte vermieden werden, denn es kann dadurch noch zu einer Verschlimmerung der Symptomatik kommen. Auch Erstverschlechterungen sind möglich. Im Allgemeinen sollten nicht mehr als 12-14 Nadeln verwandt werden.
Grundsätzlich sollte der Patient nach drei Sitzungen eine Besserung spüren (Anfallshäufigkeit und/oder Anfallsdauer nimmt ab, geringerer Medikamentenverbrauch). Kopfschmerzen und Migräne können sehr erfolgreich mit Akupunktur behandelt werden, wenn das dem Patienten entsprechende Behandlungskonzept erstellt wurde, dafür ist allerdings eine sorgfältige Anamnese von grosser Wichtigkeit.